Fußball kann verrückt sein, er kann mitreißend sein - wie das plötzlich wilde Spiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC St. Pauli in nur wenigen Minuten zeigte. Erst haute Eric Smith den Ball aus knapp 20 Metern in die linke Ecke (78.), Torhüter Gregor Kobel flog zwar noch in Richtung des Balles, konnte das Gegentor aber nicht mehr verhindern.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Dortmund 1:0 geführt und schien diese Partie eigentlich im Griff zu haben. Durch Smiths Gewaltschuss glichen die Hamburger jedoch aus. Doch: Nur kurz danach flankte auf der anderen Seite Jamie Gittens in die Mitte, Serhou Guirassy köpfte den Ball über die Linie - der BVB führt wieder (83.).
So gewann der Klub diese Partie am Freitagabend vor über 80.000 Menschen im eigenen Stadion schließlich 2:1 (1:0). In der ersten Halbzeit hatte Ramy Bensebaini getroffen (39.). Dieser Sieg, der in der Nachspielzeit durch St. Paulis Adam Dzwigala beinahe noch in ein Unentschieden verwandelt worden wäre, beruhigt die angespannten Nerven. Aber die 90 Minuten zeigten trotzdem, dass die Mannschaft von Trainer Nuri Sahin noch einige Schwachstellen beheben muss.
Denn es hätte alles auch anders kommen können. Drei Weggabelungen gab es in der ersten Halbzeit. Einmal die Rettungstat von Pauli-Torhüter Nikolas Vasilj; Ramy Bensebaini hatte auf Julian Brandt gepasst, der hatte auf Serhou Guirassy weitergeleitet, der dann jedoch an Vasilj hängen geblieben war. So erzielte der BVB in der sechsten Minute eben nicht die frühe Führung, die mehr Gelassenheit verliehen hätte. Stattdessen wurden die schwarz-gelben Fans mit zunehmender Spieldauer ungeduldiger.
St. Pauli: Vasilj - Wahl, Smith, Mets - Saliakas (82. Dzwigala), Irvine, Wagner, Treu - Afolayan (88. Sinani), Eggestein (88. Albers), Guilavogui (69. Banks)
Tore: 1:0 Bensebaini (43.), 1:1 Smith (78.), 2:1 Guirassy (83.)
Schiedsrichter: Matthias Jöllenbeck (Freiburg)
Zuschauer: 81.365 (ausverkauft)
BVB-Fans werden immer ungeduldiger - bis Bensebaini trifft
Als Waldemar Anton einen Diagonalball vermasselte, ertönten erste Pfiffe. Als Kapitän Emre Can einen weiteren Fehlpass verursachte, ging ein Raunen durchs Stadion. Als Marcel Sabitzer bei einem Dribbling gestoppt wurde, schimpften einige Anhänger. Pauli wurde dadurch mutiger – bis zur zweiten Weggabelung. Da schlenzte Eric Smith einen Freistoß in den Dortmunder Sechzehnmeterraum, Morgan Guilavogui rutschte in die Flanke und drückte den Ball ins Tor (30.). Aber: Es meldete sich Videoassistent Benjamin Brand und teilte Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck nach langer Überprüfungsphase mit, dass Guilavogui ganz, ganz knapp im Abseits gestanden hatte.
Der BVB atmete durch. Sahins Elf versuchte es vor allem mit Flanken, von denen einige Gefahr erzeugten und eine für Erleichterung sorgte. Pascal Groß hob den Ball in den gegnerischen Sechzehnmeterraum, Ramy Bensebaini stieg in die Luft, köpfte in die rechte Ecke (43.). Tor. Die dritte Weggabelung, denn nun führte Dortmund, und fast hätte Julian Brandt diese Führung in der Nachspielzeit der ersten Hälfte sogar ausgebaut. Sein Kopfball segelte drüber.
Der müde wirkende Groß blieb in der Halbzeit in der Kabine, Jamie Gittens zog sich sein Trikot über. Die Schwarz-Gelben befanden sich nun auf dem richtigen Weg, sie ließen Pauli nicht mehr zu Entfaltung kommen. Guirassy vergab die Chance aufs 2:0, kurz danach grätschte Donyell Malen in eine Gittens Flanke, aber verfehlte das Tor (64.).
BVB: Kapitän Emre Can enttäuscht erneut
In der 69. Minute wurde der schwache BVB-Kapitän Emre Can ausgewechselt, Felix Nmecha betrat den Fußballplatz. Dann wurde es wild. Smith traf. Guirassy traf. Es hätte alles anders kommen können, aber Dortmund siegte und reist jetzt zu Real Madrid (22. Oktober, 21 Uhr). In der Bundesliga geht es beim FC Augsburg weiter (26. Oktober, 15.30 Uhr). Gut möglich, dass es dann wieder verrückt wird.